Zeichen gegen Mobbing e. V. veranstaltet digitale Podiumsdiskussion zum Thema Lernen in der Pandemie
„Schule als Ort des Lebens und Lernens? Ein Blick auf die Zeit seit der Pandemie“ – basierend auf dieser Fragestellung veranstaltete der Verein Zeichen gegen Mobbing e. V. Ende April eine digitale Podiumsdiskussion. Diskutiert haben Konstatin Kram (Schüler, Frankfurt), Anja Schönfeld (Didaktische Schulleitung, Gronau), Regina Büttner (Ministerium für Bildung, Jugend & Sport des Landes Brandenburg) und Marek Fink (Gründer Zeichen gegen Mobbing e. V., Gronau) unter der Moderation von Berlind Falck. Wie der Diskussionstitel bereits verrät, ging es darum, wie sich die Corona-Pandemie auf das Leben von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften auswirkt. Der Fokus lag auf den steigenden Zahlen von (Cyber-)Mobbing und den Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten, welche die Digitalisierung mit sich bringt.
Nach einer kurzen Vorstellung aller Diskussionsteilnehmer:innen beschreibt Konstantin Kram die aktuelle Lage vieler Schüler:innen: „Ich verbringe viel mehr Zeit vor dem Bildschirm. Sport oder Treffen außerhalb finden kaum noch statt.“ Nicht nur der Unterricht wurde digitalisiert, auch das Sozialleben ereignet sich mittlerweile online – mit entsprechenden Herausforderungen für alle Beteiligten. Der Kontakt zwischen Lehrkräften und Schüler:innen ist nun durch Hemmschwellen geprägt. Wo beide Seiten bisher ein kurzes direktes Gespräch nach dem Unterricht suchen konnten, steht nun ein langer Prozess von der ersten Anfrage bis hin zum eigentlichen Termin per Video-Anruf an. Ein Hürde, die nicht alle Schüler:innen auf sich nehmen, gerade bei kleineren Fragen.
Digitalisierter Unterricht bietet Chancen und Herausforderungen
Aber nicht nur der persönliche Kontakt ist schwieriger aufrecht zu erhalten. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde die Frage, wie viel Wissen auf dem Wege nachhaltig übermittelt werden kann, viel diskutiert. Worüber sich alle Diskussionsteilnehmer:innen direkt einig waren, ist die Tatsache, dass die Pandemie der Digitalisierung einen enormen Schub verpasst hat. „Schüler:innen und Lehrkräfte haben viel hinsichtlich Digitalisierung gelernt“, erklärt Anja Schönfeld. Auch die Art zu lernen, habe sich geändert. Zum Beispiel verlangt die neue Situation mehr Selbstorganisation und Selbstständigkeit von den Schüler:innen. Ein Erfahrungswert, der sich auch langfristig positiv auf den Unterricht auswirken und beibehalten werden könnte
Nichtsdestotrotz fordert die aktuelle Situation alle Beteiligten enorm. Der Video-Beitrag einer Mutter spiegelt wider, was derzeit wohl Alltag in vielen Haushalten ist: Die Motivation der Kinder zu lernen sinkt mit jedem Tag, dazu fehlt der Kontakt zum Freund:innenkreis. Stress und Streit seien somit vorprogrammiert, gerade, wenn abgesehen von Homeschooling auch noch Home Office auf der Tagesordnung steht. An Routine sei dabei gar nicht zu denken, schließlich gibt es gefühlt täglich neue Regelungen und Vorgaben. Das stellt auch die Schulen vor immer neue Herausforderungen. „Die Flexibilität, die von Schulen verlangt wird, ist enorm“, unterstreicht Regina Büttner vom Ministerium für Bildung, Jugend & Sport des Landes Brandenburg und ergänzt anerkennend: „Ich habe Hochachtung vor den Schulen, wie sie das bewältigen.“
Mehr Hilfe für Betroffene
Wie sich diese Situation auf viele Kinder und Jugendliche auswirkt, zeigt die aktuelle Cyberlife IIIStudie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2020. Demnach war ein Viertel der Schüler:innen nicht in der Lage, den Kontakt zu Freund:innen aufrecht zu erhalten. Außerdem seien 2020 knapp zwei Millionen Kinder und Jugendliche (17,3 %) von Cybermobbing betroffen gewesen, was einem Anstieg von 36 % entspricht. „Schüler:innen versuchen verzweifelt irgendwo Hilfe zu finden“, betont Marek Fink. 2017 gründete er Zeichen gegen Mobbing e. V. und stellt fest, dass sich die Anfragen, die der Verein seit der Pandemie erhält, geändert haben. Betroffene differenzieren nicht mehr, ob es beispielsweise um Mobbing, Überforderung im Unterricht oder sogar häusliche Gewalt geht, so dass der Verein oft ein erster Anlaufpunkt ist, jedoch nicht immer unmittelbare Lösungen bieten kann. Vielen Betroffenen fällt es jedoch schwer, sich dann erneut zu überwinden und nochmal an anderer Stelle um Hilfe zu bitten. „Viele Kinder sind seit Monaten allein“, stellt Fink fest.
Am Ende der Diskussionsrunde steht die Frage im Raum, welche Chancen und Vorteile sich aus der aktuellen Situation ergeben und wie allen Beteiligten geholfen werden kann, so gut wie möglich durch die Corona-Zeit zu kommen. Das Podium antwortet mit Schlagworten wie Solidarität, Zusammenhalt und Unterstützung. Dabei sei wichtig, dass gut funktionierende Abläufe und Ideen an allen Schulen deutschlandweit bekannt gemacht und ausgerollt werden. Auch der gesamtheitlichen Betrachtung von Lernen, physischer und psychischer Gesundheit sollte mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden. Dabei könnten Hilfsorganisationen wie Zeichen gegen Mobbing e. V. als ergänzende Unterstützung eingebunden werden. Büttner zeigt noch einmal auf, dass „die Bedeutung von Schule als Lebensraum deutlicher geworden ist.“
Das Fazit am Ende der knapp 90-minütigen Veranstaltung zieht Fink mit den Worten „die Podiumsdiskussion ist nur ein Auftakt, um in naher Zukunft konkrete Lösungen zu finden. Gemeinsam sind wir stärker!“ Die Podiumsdiskussion wurde im Zuge der noch bis zum 19. Mai laufenden Crowdfunding-Kampagne des Vereins ausgerichtet. Mehr Infos finden Sie unter: https://www.startnext.com/social-vision
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Zeichen gegen Mobbing e. V. hat seinen Sitz im niedersächsischen Gronau (Leine). Die Mission des Vereins ist es, in Präventionsprojekten gemeinsam mit Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften an konkreten Lösungen für ein besseres Miteinander zu arbeiten. Durch Hilfsangebote von Ehrenamtlichen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren soll zudem erreicht werden, dass sich mehr betroffene Schüler:innen wirksame Unterstützung suchen und ihre Schulzeit ohne Mobbing und Cybermobbing verbringen können.
Mehr Informationen über die Arbeit des Vereins gibt es unter www.zeichen-gegen-mobbing.de.
Dana Hansel
Kontakt für Journalist:innen
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