Jede:r sechste Schüler:in war 2020 von Cybermobbing betroffen. Vor dem Hintergrund des Distanzunterrichts stellt sich die Frage, wie Schüler:innen mit diesen Situationen zurechtkommen. Wo erhalten sie Hilfe? Welche Rolle übernimmt die Schule?
Seit rund einem Jahr befinden wir uns in einer Ausnahmesituation. Schüler:innen treffen die Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie entwicklungspsychologisch besonders hart. In unserer Podiumsdiskussion beschäftigten wir uns mit der Frage, inwiefern die Schule in den letzten Monaten der Pandemie als Ort des Lebens und Lernens wahrgenommen werden kann. Diskutiert haben Konstantin Kram (Schüler, Frankfurt), Anja Schönfeld (Didaktische Schulleitung, Gronau), Regina Büttner (Ministerium für Bildung, Jugend & Sport des Landes Brandenburg) und Marek Fink (Gründer Zeichen gegen Mobbing e. V., Gronau) unter der Moderation von Berlind Falck.
Chancen und Herausforderungen des digitalen Unterrichts
Worüber sich alle Diskussionsteilnehmer:innen direkt einig waren, ist die Tatsache, dass die Pandemie der Digitalisierung einen enormen Schub verpasst hat. „Schüler:innen und Lehrkräfte haben viel hinsichtlich Digitalisierung gelernt“, erklärt Anja. Auch die Art zu lernen, habe sich geändert. Zum Beispiel verlangt die neue Situation mehr Selbstorganisation und Selbstständigkeit von den Schüler:innen. Ein Erfahrungswert, der sich auch langfristig positiv auf den Unterricht auswirken und beibehalten werden könnte. Konstantin beschreibt die aktuelle Lage vieler Schüler:innen: „Ich verbringe viel mehr Zeit vor dem Bildschirm. Sport oder Treffen außerhalb finden kaum noch statt.“ Nicht nur der Unterricht wurde digitalisiert, auch das Sozialleben ereignet sich mittlerweile online – mit entsprechenden Herausforderungen für alle Beteiligten. Der Kontakt zwischen Lehrkräften und Schüler:innen ist nun durch Hemmschwellen geprägt. Wo beide Seiten bisher ein kurzes direktes Gespräch nach dem Unterricht suchen konnten, steht nun ein langer Prozess von der ersten Anfrage bis hin zum eigentlichen Termin per Video-Anruf an. Eine Hürde, die nicht alle Schüler:innen auf sich nehmen, gerade bei kleineren Fragen.
Zusätzliche Belastungen für Eltern
Der Video-Beitrag einer Mutter spiegelt wider, was derzeit wohl Alltag in vielen Haushalten ist: Die Motivation der Kinder, zuhause zu lernen, sinkt mit jedem Tag. Dazu fehlt der Kontakt zum Freund:innenkreis. Stress und Streit seien somit vorprogrammiert, gerade, wenn abgesehen von Homeschooling auch noch Home Office auf der Tagesordnung steht. An Routine sei dabei gar nicht zu denken, schließlich gibt es gefühlt täglich neue Regelungen und Vorgaben. Das stellt auch die Schulen vor immer neue Herausforderungen. „Die Flexibilität, die von Schulen verlangt wird, ist enorm“, unterstreicht Regina vom Ministerium für Bildung, Jugend & Sport des Landes Brandenburg und ergänzt anerkennend: „Ich habe Hochachtung vor den Schulen und wie sie das bewältigen.“
Verbesserungen erforderlich
Zum Ende der knapp 90-minütigen Veranstaltung resümiert Marek: „Die Podiumsdiskussion ist nur ein Auftakt, um in naher Zukunft konkrete Lösungen zu finden.“ Dafür muss die soziale Entwicklung wieder in den Fokus der schulischen Aufgaben rücken. „Solange Klassenarbeiten und Klausuren das erste sind, wenn Schüler:innen vom Distanzunterricht zurück in die Schule kommen, wissen wir, dass es Verbesserungsbedarf gibt“, wird er konkret. „Die emotionalen Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen müssen gesehen werden, wenn Schulen erfolgreiche Lernräume gestalten wollen.“ Um bestmöglich dabei zu unterstützen, läuft noch bis zum 19.05.2021 unsere Crowdfunding-Kampagne.
Spende jetzt!Von Julia