Gewalt an Schulen ist keine neue gesellschaftliche Entwicklung, auch wenn schulische Gewalt bis heute allgegenwärtig ist. Mobbing ist dabei die häufigste Form der Gewalt an deutschen Schulen und ein zentraler Risikofaktor für emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten und weitere psychische Folgen.
Jede:r zweite Fünftklässler:in ist in der Schule von Gewalt betroffen.
50%
Jede:r sechste Schüler:in wird gemobbt.
16%
Mobbing unter Kindern und Jugendlichen findet zu 80 Prozent innerhalb der Schule statt.
80%
80 Prozent der Schüler:innen wollen lernen, wie sie besser miteinander umgehen können.
80%
Jede:r dritte Betroffene sucht nach unseren schulischen Projekten Hilfe bei uns.
33%
Wie viele Schüler:innen sind von Mobbing betroffen?
Im Vergleich zu anderen Themen sind die Forschungen zu Mobbing noch recht jung. Bis heute gibt es in der Literatur keine einheitliche Definition. Aufgrund der ungleichen Fragestellungen und der verschiedenen Kriterien variieren die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen zur Erfassung von Mobbing. Dennoch sind sich Forschende einig: In fast allen Klassen lassen sich Schüler:innen ausfindig machen, die über einen längeren Zeitraum von Gewalt ihrer Mitschüler:innen betroffen sind. Selbst bei vorsichtigen Schätzungen sind an weiterführenden Schulen in Deutschland jährlich 500.000 Schüler:innen von Mobbing betroffen. Der 2017 veröffentlichten PISA-Studie der OECD zufolge ist in Deutschland jede:r sechste Schüler:in von Mobbing betroffen. Bestehende Mobbingsituationen haben dabei gravierende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Die Cyberlife-IV-Studie 2022 zeigt, dass ein Viertel der von Mobbing Betroffenen Suizidgedanken haben und knapp ein Sechstel Alkohol trinkt oder Tabletten nimmt.
Wo findet Mobbing unter Kindern und Jugendlichen statt?
Mobbing lässt sich an allen Schulformen und bei allen Geschlechtern wahrnehmen. Anders als es die Medien vermuten lassen, hat Gewalt an Schulen in den letzten Jahren nicht signifikant zugenommen. Besonders häufig erfolgen Gewaltübergriffe bei Schüler:innen im Alter von 8 bis 14 Jahren. Am häufigsten finden verbale Gewaltformen wie Beleidigungen und Beschimpfungen statt. Mit den Social-Media-Plattformen haben sich die Möglichkeiten erweitert, mit denen Gewalt ausgeübt werden kann. In diesem Zusammenhang wird immer häufiger von Cybermobbing gesprochen. Laut aktuellen Studien haben nur weniger als ein Drittel der Jugendlichen noch keine Berührungspunkte mit Cybermobbing (SINUS-Jugendstudie 2022). Obwohl online insgesamt weniger Gewalt stattfindet als in der Schule, ist die wachsende gesellschaftliche Diskussion über Cybermobbing und Hass im Netz berechtigt, da 17 % der Schüler:innen in 2022 von Cybermobbing betroffen sind (Cyberlife-IV-Studie 2022). Aufklärung ist ein wichtiger Schlüssel zum verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien.
Welche Erkenntnisse gewinnen wir in unserer Arbeit an Schulen?
Gewalt und Mobbing finden meistens verdeckt statt. Anonyme Umfragen in den Klassen helfen uns dabei, mehr über die Situationen vor Ort zu erfahren und unser Projekt besser auf die Schüler:innen abzustimmen. In den Klassen, die wir im Rahmen unserer Präventionsarbeit im Schuljahr 2022/23 begleitet haben, ergab sich, dass 8 % der Schüler:innen nach unserer Definition von Mobbing oder Cybermobbing betroffen sind. In den allerwenigsten Fällen wissen Lehrkräfte oder andere Erwachsene davon. Umso mehr freut es uns, dass jede:r dritte betroffene Schüler:in während der Durchführung unserer Workshops so viel Vertrauen zu uns aufbaut, um sich im Anschluss daran Hilfe bei uns zu suchen. Auf diese Zahl sind wir nicht ohne Grund besonders stolz. Statistiken zeigen, dass sich üblicherweise deutlich weniger Betroffene einer erwachsenen Person anvertrauen und Hilfe suchen. Dazu ist auch anzumerken, dass Schüler:innen oftmals keine Aktivitäten oder Angebote ihrer Schule zum Thema Mobbing kennen. Sind Angebote da, werden sie nur von 31 % der Schüler:innen auch als hilfreich erachtet (SINUS-Jugendstudie 2022).
Wie können Lösungen geschaffen werden?
80 Prozent der Schüler:innen haben den Wunsch zu lernen, wie man Mobbing stoppt, Kämpfen aus dem Weg geht und Konflikte mit Mitschüler:innen besser löst. Tag für Tag schlummert also an vielen Schulen ein unglaubliches Potenzial. Die meisten Schüler:innen bringen bereits ein großes Interesse und erste Kenntnisse zu dem Thema mit, auch wenn ihre Beobachtungen aus unterschiedlichen Rollen stammen. Daran können wir anknüpfen: Mit unserem Präventionsprojekt wecken wir das schlummernde Potenzial und treiben gemeinsame Veränderungen an. Dafür erarbeiten wir mit den Schüler:innen Lösungen, die schnell und unkompliziert von ihnen umgesetzt werden können. Verbesserungen können schließlich nur dann erfolgreich und nachhaltig gelingen, wenn sie von allen Beteiligten getragen werden.