Finde Zahlen und Fakten zum Thema Mobbing heraus.
Gewalt an Schulen ist keine neue gesellschaftliche Entwicklung, auch wenn schulische Gewalt bis heute allgegenwärtig ist. Mobbing ist dabei die häufigste Form der Gewalt an deutschen Schulen und ein zentraler Risikofaktor für emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten und weitere psychische Folgen.
Im Vergleich zu anderen Themen sind die Forschungen zu Mobbing noch recht jung. Bis heute gibt es in der Literatur keine einheitliche Definition. Aufgrund der ungleichen Fragestellungen und der verschiedenen Kriterien variieren die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen zur Erfassung von Mobbing. Dennoch sind sich Forschende einig: In fast allen Klassen lassen sich Schüler*innen ausfindig machen, die über einen längeren Zeitraum von Gewalt ihrer Mitschüler*innen betroffen sind. Selbst bei vorsichtigen Schätzungen sind an weiterführenden Schulen in Deutschland jährlich 500.000 Schüler*innen von Mobbing betroffen. Der 2017 veröffentlichten PISA-Studie der OECD zufolge ist in Deutschland jede*r sechste Schüler*in im Alter von 15 Jahren von Mobbing betroffen. Doppelt so viele Kinder und Jugendliche haben Angst vor Gewalt, Mobbing oder Ausgrenzung in der Klasse und auf dem Schulhof oder fürchten sich auf dem Schulweg davor, in unangenehme Situationen zu geraten und Gefahren ausgesetzt zu sein, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung.
Mobbing lässt sich an allen Schulformen und bei allen Geschlechtern wahrnehmen. Anders als es die Medien vermuten lassen, hat Gewalt an Schulen in den letzten Jahren nicht signifikant zugenommen. Besonders häufig erfolgen Gewaltübergriffe bei Schüler*innen im Alter von 8 bis 14 Jahren. Am häufigsten finden verbale Gewaltformen wie Beleidigungen und Beschimpfungen statt. Mit den Social-Media-Plattformen haben sich die Möglichkeiten erweitert, mit denen Gewalt ausgeübt werden kann. In diesem Zusammenhang wird immer häufiger von Cybermobbing gesprochen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Mobbinghandlungen zu 80 Prozent im Klassenzimmer – jedoch außerhalb der Unterrichtszeit – ausgeübt werden. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme findet Mobbing also am häufigsten innerhalb der Schule statt. Deutlich seltener sind die Übergriffe der Mitschüler*innen zuhause, auf dem Schulweg oder im Netz zu beobachten. Obwohl online weniger Gewalt stattfindet als in der Schule, ist die wachsende gesellschaftliche Diskussion über Cybermobbing und Hass im Netz berechtigt. Aufklärung ist ein wichtiger Schlüssel zum verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien.
Gewalt und Mobbing finden meistens verdeckt statt. Anonyme Umfragen in den Klassen helfen uns dabei, mehr über die Situationen vor Ort zu erfahren und unser Projekt besser auf die Schüler*innen abzustimmen. In den fünften Klassen, die 2019 von unserer Präventionsarbeit profitieren durften, war vor Projektbeginn jedes zweite Kind von Gewalt betroffen. 70 Prozent dieser Kinder haben angegeben, die Gewalt gegen sich als verletzend zu empfinden. Weiter noch zeigen unsere Erfahrungswerte, dass es im Schnitt in allen Klassen Schüler*innen gibt, die zum Zeitpunkt der Befragungen von Mobbing betroffen sind. In den allerwenigsten Fällen wissen Lehrkräfte oder andere Erwachsene davon. Die Gründe dafür können vielfältig sein und reichen von Angst bis Scham. Umso mehr freut es uns, dass die Hälfte der betroffenen Schüler*innen während der Durchführung unserer Workshops so viel Vertrauen zu uns aufbaut, um sich im Anschluss daran Hilfe bei uns zu suchen. Auf diese Zahl sind wir nicht ohne Grund besonders stolz. Statistiken zeigen, dass sich üblicherweise deutlich weniger als 50 Prozent der Betroffenen einer erwachsenen Person anvertrauen und Hilfe suchen. Nicht erfasst von unserer Erfolgsquote sind Kinder und Jugendliche, die nach unserer Arbeit in der Klasse an anderer Stelle (wie z. B. der Schulsozialarbeit) um Unterstützung bitten.
80 Prozent der Schüler*innen haben den Wunsch zu lernen, wie man Mobbing stoppt, Kämpfen aus dem Weg geht und Konflikte mit Mitschüler*innen besser löst. Tag für Tag schlummert also an vielen Schulen ein unglaubliches Potenzial. Die meisten Schüler*innen bringen ein großes Interesse zu dem Thema mit. Alle kennen es, auch wenn ihre Beobachtungen aus unterschiedlichen Rollen stammen. Daran können wir anknüpfen: Mit unserem Präventionsprojekt wecken wir das schlummernde Potenzial und treiben gemeinsame Veränderungen an. Dafür erarbeiten wir mit den Schüler*innen Lösungen, die schnell und unkompliziert von ihnen umgesetzt werden können. Verbesserungen können schließlich nur dann erfolgreich und nachhaltig gelingen, wenn sie von allen Beteiligten getragen werden.
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