Für Schulen

Wie kann ich mit Mobbing in meiner Klasse umgehen?

Für Schulen
Jan Harms

Wenn Du die Vermutung hast, dass ein Kind aus Deiner Klasse gemobbt wird oder Du von anderen Schüler:innen darauf hingewiesen wirst, ist die Frage, ob sich das Kind tatsächlich in einer Mobbingsituation befindet, zunächst gar nicht entscheidend. In diesem Moment ist es einfach nur wichtig, dass Du aktiv wirst. Wichtiger ist es, konsequent zu handeln. Doch wie kannst Du als Lehrkraft damit umgehen, wenn ein:e Schüler:in in Deiner Klasse gemobbt wird?

Aufmerksam sein und auf Anzeichen achten

Verhaltensänderungen, Anpassungsversuche, Vermeidungsstrategien, Anhäufungen von Krankheiten und Leistungsabfall können Signale dafür sein, dass ein:e Schüler:in gemobbt wird. Betroffene können ihre Situation nicht allein verbessern und sind auf Hilfe von anderen Personen in der Schule angewiesen! Deine Wahrnehmungen und Beobachtungen bieten Anlass dazu, auf die betroffene Person zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Deine Initiative zeigt, dass Du als Ansprechperson verfügbar bist und helfen möchtest. Das erste Gespräch muss noch keine Lösung beinhalten, aber es soll zeigen, dass Du die Situation ernst nimmst.

Verstehen und Zuhören

Wichtiger als das Sprechen ist in diesem Schritt das Zuhören. Nimm Schüler:innen ernst, die sich an Dich wenden. Vermeide es, ihre Gefühle und Gedanken zu verharmlosen und versuche, die Situation zu verstehen und Zuversicht zu vermitteln. Die Erfahrungen von psychischer Gewalt, wie andauernde Sticheleien, Nachäffungen, Rufschädigungen oder soziale Ausgrenzung, können die betroffene Person gleichermaßen verletzen wie physische Gewalt. Halte Dir vor Augen, dass die Schuld für die Mobbingsituation nicht bei der betroffenen Person liegt. Mit den gewonnenen Erkenntnissen und dem Planen der nächsten Schritte musst Du nicht allein bleiben. Traue Dich, dem betroffenen Kind den Kontakt zum Mobbing-Interventionsteam an Deiner Schule oder zu Kolleg:innen mit ausgereifter Kompetenz zu vermitteln. Auch bei uns erhältst Du in der Beratung Hilfe, um die Situation sicher einschätzen zu können und nächste Schritte wirksam zu planen.

Lösungsschritte gemeinsam planen

Es ist wichtig und richtig, dass Du Dich für ein besseres Miteinander in Deiner Klasse einsetzen möchtest. Blinder Aktionismus und Sanktionen helfen in Mobbingsituationen nicht weiter und können sogar zu einer Verschlechterung beitragen. Im Umgang mit bestehenden Mobbingsituationen solltest Du alle weiteren Schritte mit der betroffenen Person absprechen und nichts über ihren Kopf hinweg entscheiden. Denn es geht um ihre Situation, dementsprechend sollte sie sich mit allen Entscheidungen wohlfühlen. Vermeide demzufolge unbedingt öffentliche Schuldzuweisungen sowie gemeinsame Gespräche zwischen betroffener Person und Mobbenden und sprich nicht mit der gesamten Klasse über den einzelnen Mobbingfall. Für die betroffene Person kann dies herabwürdigend und bloßstellend sein, was wenig zielführend für den besseren Umgang miteinander ist. Bestehende Ängste, dass sich die bestehende Situation verschlimmern könnte, werden verstärkt.

Eine der Interventionsstrategien, die von Zeichen gegen Mobbing e. V. bei bestehenden Mobbingsituationen angewendet wird, ist der No-Blame-Approach (wörtl. „Ansatz ohne Schuldzuweisung“). Beim No-Blame-Approach wird wirksam auf Schuldzuweisungen und Bestrafungen verzichtet.

Eine Ehrenamtliche arbeitet mit Kindern und Jugendlichen

Der No-Blame-Approach

Der No-Blame-Approach ist eine lösungsorientierte Vorgehensweise in bestehenden Mobbingsituationen. Dabei werden nicht nur die am Mobbing aktiv beteiligten Schüler:innen, sondern auch passiv beteiligte Kinder aus dem Klassenverband in einen Gruppenprozess einbezogen, der sie in die Verantwortung für die Bewältigung der Herausforderung einbindet. Die ausgewählten Schüler:innen werden als Expert:innen zur Unterstützung bei der Lösungsfindung angesprochen und aktiv am Lösungsprozess beteiligt. Der Ansatz vertraut auf die kreativen sowie empathischen Ressourcen und Fähigkeiten von den Schüler:innen, auch im Fall von Mobbing nachhaltig wirksame Lösungsstrategien zu entwickeln. Die Praxis zeigt, dass dieses Vertrauen dankbar angenommen wird.

Mobbing verhindern – Präventiv aktiv werden

Wir von Zeichen gegen Mobbing e. V. glauben daran, dass jede Klasse dazu in der Lage ist, ein besseres Miteinander in der Schule und dem Klassenverband zu gestalten. Ein gutes Klassenklima ist aus unserer Sicht ein wichtiger Aspekt für ein erfolgreiches schulisches Lernen und für die mentale Gesundheit der Schüler:innen. Mit unseren in Deutschland einzigartigen Präventionsprojekten, die auf die Sensibilisierung für Mobbingsituationen und die Gestaltung eines besseren Miteinanders in der Klasse ausgerichtet sind, unterstützen wir Dich gerne bei Deinem Einsatz für eine wertschätzende Klassengemeinschaft.

Quellen