Für Schüler:innen

Wie gehe ich mit den Spätfolgen von Mobbing um?

Für Schüler:innen
Jan Harms

Die Auswirkungen von Mobbing sind oft nicht auf den Moment der Konfrontation beschränkt. Sie können sich wie ein Schatten über das Leben der Betroffenen legen und sich in Form von langfristigen Spätfolgen manifestieren. In diesem Blogbeitrag findest Du wertvolle Tipps, um die tiefsitzenden Wunden des Mobbings angehen zu können.

Die wichtigste Person in Deinem Leben bist Du selbst!

Mobbingerfahrungen wirken sich stark auf Dein Selbstvertrauen und Dein Selbstbild aus. Ein erster Schritt, Dir etwas Gutes zu tun, kann darin bestehen, Dich liebevoll um Dich selbst zu kümmern. Vielleicht spürst Du anfangs noch keine liebevollen Gefühle und kein Vertrauen in Dir, doch mit den folgenden Routinen kannst Du die Beziehung zu Dir selbst nach und nach aufleben lassen.

Eins

Finde heraus, was Dir gut tut, und mach es zur Routine!

Das kann ein sportliches oder kreatives Hobby, Spaziergänge in der Natur oder Musik sein, die Dich beflügelt. Damit stellst Du sicher, dass Du Dich regelmäßig wohlfühlst. Sobald Du eine Routine geschaffen hast, wird sie Dich auch Durch emotionale Phasen begleiten können und Du kannst Dich selbst auffangen.

Zwei

Pflege Deine körperliche Gesundheit!

Achte auf ausreichend Schlaf und auf Ernährung, die sich für Dich gut anfühlt. Überlege Dir, wie Du Deinen Körper wertschätzen lernen kannst. Möglichkeiten dafür sind, zu Deinem Körper freundlich zu sprechen, Deinen Körper zu pflegen oder pflegen zu lassen (Massage, Mani- oder Pediküre etc.). Wenn Du Dir Zeit für Entspannung nimmst, gibst Du Deinen Gedanken die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Gleichzeitig tankst Du Energie für Deinen weiteren Weg.

Drei

Sei selbst Dein:e größte:r Cheerleader:in!

Es ist kein Geheimnis, dass Mobbingerfahrungen sich stark auf Dein Selbstbewusstsein auswirken können. Um das auszugleichen, versuche Dich auf Deine Stärken und Deine Erfolge zu fokussieren. Setze Dir realistische Ziele für Deine Zukunft. Wenn Du Dich wohl damit fühlst, beobachte, wie Du in Gedanken zu Dir selbst sprichst und schreibe es auf.

Vier

Grenzen setzen ist gesund!

Das ist leider gar nicht so einfach. Finde im ersten Schritt heraus, was oder wer Dir gut tut. Hole das vermehrt in Dein Leben. Ab und zu bei kleinen Dingen, die Dir nicht passen, „Nein“ zu sagen, kann Dir helfen, später bei großen Entscheidungen Deine Grenzen leichter anzusprechen.

Fünf

Gefühle fühlen!

Mobbingerfahrungen haben einen starken Einfluss auf die Art und Weise, wie Du mit Deinen Gefühlen umgehst bzw. wie Du sie ausdrückst. Wichtig dabei ist, dass Du Dir erlaubst, alles fühlen zu dürfen, was Du fühlst. Es gibt keine falschen Gefühle. Um Dich selbst Durch turbulente Gefühlsphasen zu begleiten, lohnt es sich, Deine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Dadurch lernst Du Dich selbst besser kennen und Du verstehst vielleicht den einen oder anderen Zusammenhang zwischen Deinen Gefühlen und Deinem Handeln.

Die Heilung beginnt bei Dir – mit dem Verständnis Dir selbst gegenüber, der Unterstützung von anderen und der Erkenntnis, dass jeder Schritt in Richtung Selbstfürsorge ein Akt der Stärke ist.

Du bist nicht allein!

Dieser Weg der eigenen Heilung kann sehr einsam sein, muss er aber nicht! Laut einer Umfrage im Jahr 2021¹ waren 32,6 % der Erwachsenen selbst von Mobbing betroffen und 37,2 % der Teilnehmer:innen gaben an, neutrale Beobachter:innen einer solchen Situation gewesen zu sein. Es gibt so viele Menschen, die Direkt oder indirekt mit Mobbingerfahrungen konfrontiert waren. Deshalb verringert sich die Wahrscheinlichkeit, von anderen dafür bewertet oder verurteilt zu werden. Es ist immer ein Zeichen von Stärke, sich Unterstützung zu holen, auch wenn diese Erfahrungen schon länger zurückliegen.

Zwei Teilnehmende einer Social Visionary-Schulung spechen vor einem Roll-Up des Vereins Zeichen gegen Mobbing e. V. miteinander.

Dein Weg zur professionellen Hilfe

Diese Unterstützung kann viele Formen haben. Manchen Menschen tut es gut, sich in einem professionellen Setting (Therapie, Beratung) zu öffnen, da sie hier die Chance haben sich zu zeigen, wie sie jetzt sind. Hier sind 3 Tipps, die Dir auf dem Weg zum richtigen professionellen Setting helfen:

  1. Informiere Dich über verschiedene Angebote: Brauchst Du ein Coaching, eine Beratung oder eine Therapie? Möchtest Du kostenlose akute Hilfe oder eine Langzeitbegleitung? Höre in Dich hinein und finde heraus, was Dir jetzt gerade guttun würde.
  2. Vereinbare Erstgespräche, um genauer herauszufinden, was Du suchst und wer zu Dir passt. Die meisten Erstgespräche sind kostenlos.
  3. Gib nicht auf! Die Person, die Dich auf diesem Weg begleitet, muss zu Dir passen. Manchmal dauert es eine Weile, bis Du Dein passendes Gegenüber gefunden hast. Aber das ist es wert, denn am Ende machst Du in einem Setting, in dem Du Dich wohlfühlst, die meisten Fortschritte.

Gehe den Weg, mit dem Du dich wohlfühlst!

Neben einer professionellen Hilfe bevorzugen manche Menschen auch einen Ort, an dem sie sich zuhause fühlen, um sich zu öffnen (Unterstützung durch Freund:innen oder Familie). Das kann ein Anfang sein, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, sich anderen Menschen zu öffnen und darüber zu sprechen. Viele Menschen fühlen sich jedoch am meisten verstanden, wenn sie sich mit Menschen austauschen, die ähnliches erlebt haben. Die Geschichten von anderen Betroffenen können sehr wohltuend für Deinen eigenen Weg sein und Deine Selbstwirksamkeit stärken. Deine Erfahrungen sind einzigartig und Dein Weg ist es auch. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du Deinen Weg allein gehen musst. Verbinde Dich und gib Dir die Chance Dich verstanden zu fühlen. Du trägst Deine Erfahrungen als Geschenk in Dir. Vielleicht bist Du eines Tages bereit, das mit anderen zu teilen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Bei uns bist Du jederzeit willkommen, wenn Du Dich zusammen mit uns für ein mobbingfreies Miteinander stark machen möchtest.