Hast du dich schon einmal gefragt, warum manche Kinder anfangen, andere zu schikanieren? Mobbing ist selten das Werk „böser“ Einzelner – es entsteht in einem Zusammenspiel aus Persönlichkeit, Gruppendynamik und Umfeld.
Für Eltern ist es wichtig zu verstehen: Jedes Kind kann theoretisch zum Mobbenden werden. Das bedeutet nicht, dass jedes Kind es wird, sondern dass kein bestimmter Typus allein verantwortlich ist (Alsaker 2023).
Welche Kinder sind häufiger in der Rolle der Mobbenden?
Studien zeigen, dass bestimmte Faktoren das Risiko erhöhen:
Alter und Entwicklungsphase:
Ältere Schüler:innen, vor allem im Teenageralter, mobben statistisch häufiger als jüngere (HBSC-Studie 2018).
Geringe Empathie:
Wenn ein Kind nicht gelernt hat, sich in andere hineinzuversetzen, kann es leichter über Grenzen gehen (Alsaker 2023).
Warum ist das Schulklima entscheidend?
Mobbing braucht Publikum. Wo Klassen durch Zusammenhalt, klare Regeln und aufmerksame Lehrkräfte geprägt sind, haben Mobbende kaum Raum. In Gruppen mit Konkurrenzdenken oder Gleichgültigkeit entsteht dagegen leichter eine Dynamik, in der Schikanen „normal“ wirken (Schäfer et al. 2020).

Welche Rolle spielt das Elternhaus?
Das familiäre Umfeld ist ein wichtiger Faktor:
Klare Grenzen und Wärme:
Kinder, die Respekt und Empathie zu Hause erleben, haben ein geringeres Risiko, andere zu mobben (bpb o. J.).
Übermäßige Härte oder fehlende Grenzen:
Beides kann Mobbingverhalten fördern – entweder, weil Aggression als Mittel gelernt wird, oder weil ein Kind nie erlebt hat, dass Verhalten Konsequenzen hat (bpb o. J.).
Kann sich Verhalten ändern?
Ja. Mobbende bleiben nicht automatisch Mobbende. Mit klaren Grenzen, Empathietraining und Unterstützung können Kinder ihr Verhalten reflektieren und ändern. Das ist wichtig für die gesamte Klassengemeinschaft – und auch für dein Kind, egal in welcher Rolle es gerade steckt (bpb o. J.).
Was kannst du tun, wenn dein Kind mobbt?
Eltern sind oft erschrocken, wenn sie erfahren, dass das eigene Kind andere schikaniert. Es ist wichtig, ruhig und lösungsorientiert zu bleiben:
Hinhören statt verurteilen:
Dein Kind ist mehr als sein Verhalten. Frage nach, was passiert ist und warum. Versuche zu verstehen, welche Bedürfnisse oder Unsicherheiten dahinterstecken.
Empathie fördern:
Sprich mit deinem Kind darüber, wie sich Betroffene fühlen. Rollenspiele oder Geschichten helfen, sich in andere hineinzuversetzen (Alsaker 2023).
Positive Wege aufzeigen:
Unterstütze dein Kind, Konflikte gewaltfrei zu lösen und Verantwortung zu übernehmen. Manchmal kann auch ein Entschuldigungsgespräch mit Begleitung helfen, das Verhalten zu reflektieren.
Klare Haltung zeigen:
Mach deutlich, dass Mobbing nicht akzeptabel ist. Kinder brauchen Grenzen, um zu wissen, dass Respekt unverhandelbar ist.
Mit der Schule kooperieren:
Suche das Gespräch mit Lehrkräften oder der Schulsozialarbeit. Ein gemeinsames Vorgehen zeigt deinem Kind, dass alle an einer Veränderung arbeiten.
Gemeinsam handeln statt wegschauen
Hol Dir Unterstützung!
Wenn du merkst, dass dein Kind in Mobbing verwickelt ist – egal ob als Betroffene:r oder als Mobbende:r – warte nicht ab. Hol dir Unterstützung. Wir von Zeichen gegen Mobbing e. V. begleiten Eltern, Schulen und Klassen professionell und kostenfrei.
Quellen:
- Alsaker, F. (2023): Es kann jedes Kind treffen – Wie werden Kinder zu Mobbingopfern oder -tätern? Fritz+Fränzi Elternmagazin.
https://www.fritzundfraenzi.ch/francoise-alsaker-es-kann-jedes-kind-treffen - Bundeszentrale für politische Bildung (o. J.): Warum wird jemand zum Mobber? In: Mobbing – bei uns nicht?!
https://www.bpb.de/lernen/angebote/grafstat/mobbing/46557/m-02-03-taeter-warum-wird-jemand-zum-mobber/ - Schäfer, M. et al. (2020): Mobbingerfahrungen von Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse der GUS-Schulstudie.
https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/70157/ssoar-2020-schafer_et_al-Mobbingerfahrungen_von_Kindern_und_Jugendlichen.pdf