Was unternimmst Du, wenn Du die Vermutung hast, dass Dein Kind von Mobbing betroffen ist? Wir hören immer wieder, dass Eltern möglichst schnell etwas unternehmen wollen. Am Ende war das dann gut gemeint, hat die Situation aber nicht unbedingt verbessert.
Neue Perspektive
Einige der folgenden Maßnahmen hast Du vielleicht auch selbst schon mitbekommen oder ausgeführt. Das Ziel ist klar: Deinem Kind soll es möglichst schnell wieder besser gehen. Doch falsche Maßnahmen können die Mobbingsituation weiter verschlimmern. Wir versuchen Dir deshalb eine neue Perspektive zu eröffnen und zeigen Dir, welche Auswirkungen die folgenden Handlungen haben können.
1. Gespräche mit anderen Beteiligten oder deren Eltern
Ein Gespräch von Dir mit den Eltern der Akteur:innen führt in fast allen Fällen zu einer Verstärkung des Mobbings. Die Akteur:innen sehen die aktuelle Situation in Gefahr, nachdem sie davon mitbekommen. Es ist deshalb möglich, dass sie ihre Handlungen verdeckter und dafür intensiver ausüben. Ein Gespräch von Dir mit den Akteur:innen – womöglich mit dem Androhen von Sanktionen – kann sogar zur Eskalation führen.
2. Gespräche mit der Lehrkraft in Anwesenheit des Kindes
Die Lehrkraft über die Situation in Kenntnis zu setzen, ist meistens zu empfehlen. Wird in Anwesenheit des Kindes mit der Lehrkraft gesprochen, kann jedoch nicht offen über die Situation gesprochen werden, ohne dass sich Dein Kind noch schlechter und weniger wert fühlt.
3. Schuldzuweisungen gegenüber dem Kind
Dein Kind trägt keine Schuld daran, von anderen Schüler:innen gemobbt zu werden. Auslöser dafür ist eine beliebige Auffälligkeit, wie wir alle sie haben können. Diese Auffälligkeit kann auch ein Ereignis sein, das Dein Kind nicht beeinflussen kann. Schuldzuweisungen gegenüber Deinem Kind sind also nicht angebracht. Stattdessen ist es ratsam, Dein Kind zu stärken.
4. Handeln gegen den Willen des Kindes
Dein Kind muss die Lösung und den Weg dorthin selbst wollen und sich darauf einlassen. Nur dann kann eine Mobbingsituation erfolgreich gelöst werden. Möchte Dein Kind nicht, dass sich die Situation verändert oder lehnt einen bestimmten Lösungsweg ab, ist auf ein entsprechendes Handeln zu verzichten.
5. Klassenwechsel
Ein Klassenwechsel ist aber nur mit guter Vorbereitung ein möglicher Lösungsweg. Die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Kind als Folge des Mobbings z. B. in seinem Selbstbewusstsein geschwächt ist, ist hoch. Bei einem Klassenwechseln kommt Dein Kind dann in eine neue Personengruppe, in der es sich aus seiner geschwächten Situation heraus oftmals nicht behaupten kann und wieder in die Rolle der betroffenen Person fällt, weil es als „Neuling“ angreifbar ist.
Gemeinsame Wege finden
Alles richtig zu machen, kann also schwierig sein. Dein Kind ist Expert:in für die Entscheidung, ob ein Weg hilfreich sein kann oder nicht. In Deiner Rolle als Elternteil kannst Du Dir überlegen, wie Du die Situation für Dein Kind so angenehm wie möglich gestalten kannst. Am wichtigsten dabei bleibt es, für Dein Kind da zu sein und ein offenes Ohr zu haben.
Von Marek