Für Schüler:innen

Ständige Vergleichbarkeit in den sozialen Medien


Die meisten von uns nutzen soziale Medien täglich. Online haben wir die Möglichkeit, uns konstant zu vergleichen. Das hat teilweise erhebliche Folgen für das eigene Selbstwertgefühl. Wie können wir lernen, damit umzugehen?

Zwei Hände halten ein eingeschaltetes Smartphone.

Likes, Shares, Kommentare

Wer am meisten hat, ist am beliebtesten – oder? Diese Kriterien sind in den sozialen Medien die wichtigste Form der Anerkennung. Wenn mein Bild plötzlich wesentlich weniger Likes als sonst bekommt, dann kann das nur daran liegen, dass ICH etwas falsch gemacht habe. Dass die eigenen Posts eventuell nicht allen Follower:innen ausgespielt wurden oder zu unterschiedlichen Zeiten auch unterschiedlich viele Personen online sind, wird dabei kurzerhand ausgeblendet. Schnell kann dadurch eine verzerrte Wahrnehmung entstehen.

Rund um die Uhr vergleichbar

Wir leben in einer Welt, in der ständig verglichen werden kann. Selbstzweifel und irrationale Ängste können die Folge sein. Diese Probleme haben die Betreibenden der Plattformen ebenfalls erkannt. So führt Instagram schrittweise das Verstecken der „Gefällt mir“ Angaben bei Posts ein. Nutzer:innen können dann nicht mehr die Gesamtzahl von Likes bei anderen Personen sehen und sich dadurch weniger vergleichen. Doch was kann ich selbst darüber hinaus noch tun, um einen positiven Umgang mit Social Media zu etablieren?

Positive Seiten der Online-Welt

Natürlich haben die sozialen Medien auch zahlreiche gute Seiten. Nicht zuletzt während der Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie waren sie ein hilfreiches Mittel, um mit Freund:innen im Austausch zu bleiben und sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Jede:r hat die Möglichkeit, online Interessensgruppen zu finden und sich demnach frei zu entfalten. Auch Personen des öffentlichen Lebens kommt man online so nah wie sonst nirgends.

Mehrere nicht erkennbare Jugendliche halten ein Smartphone in ihren Händen

Unangenehme Fragen

Auf der anderen Seite tauchen auch immer wieder Diskussionen über Sucht, Mobbing und andere negative Auswirkungen auf. Bei vielen nagt es am Selbstbewusstsein, wenn man anfängt, die Beiträge anderer mit dem eigenen Leben zu vergleichen. Dann kommen Fragen auf wie:

  • Warum bin ich nicht so glücklich wie die anderen?
  • Warum kann ich mir eigentlich keinen Urlaub auf Ibiza leisten?
  • Wieso erlebe ich so viel weniger als die anderen?

Die Sucht nach Anerkennung

Das ständige Vergleichen liegt tatsächlich in der Natur des Menschen. Verantwortlich dafür ist das Glückshormon Dopamin. Dieses wird vom Gehirn immer dann ausgeschüttet, wenn wir in irgendeiner Form, z. B. durch Likes, Anerkennung bekommen. Das wird noch einmal bestärkt, wenn wir diese Bewertung mit anderen vergleichen und dabei besser abschneiden. Vielleicht kennst Du es aus der Schule, wenn Du eine sehr gute Note bekommst und auch noch die einzige Person damit bist. Genauso geht das auch in die umgekehrte Richtung. Bekommen wir weniger Anerkennung als andere, z. B. in Form einer schlechteren Note oder weniger Likes, fühlen wir uns schnell weniger wert. Selbstzweifel und depressive Zustände können langfristig die Folge sein.

Nur nichts verpassen!

Zusätzlich macht Dopamin und damit das Streben nach Anerkennung süchtig. Deswegen fällt es uns auch schwer, den eigenen Social-Media-Konsum in den Griff zu bekommen. Hinzu kommt die unterschwellige Angst, dass wir online etwas verpassen könnten. Gemeint ist „FOMO“ oder „fear of missing out“. Viele verspüren das Verlangen, ständig online zu sein, um alle Beiträge und Neuigkeiten sofort mitzubekommen. Durch den hohen Konsum kann ein Gefühl von sozialem Druck auftauchen, ständig Dinge unternehmen zu müssen, um mithalten zu können. Unsere Erlebnisse können wir dann gleich wieder online teilen. Den anderen zu zeigen „Mir geht es gut (…und vielleicht sogar besser als Dir)!“, kann schnell in einem inoffiziellen Wettbewerb enden.

Wir haben es in der Hand

Was können wir also für einen gesunden Umgang mit Social Media tun? Ein vollständiger Verzicht auf die sozialen Medien muss nicht die Lösung sein. Vielmehr gilt es, Regeln und Einstellungen im Alltag zu etablieren, welche Dir dabei helfen, einen bewussteren Umgang mit der Online-Welt zu finden:

  1. Schau Dir regelmäßig die Profile an, denen du folgst. Entfolge allen, die Dich schlecht fühlen lassen oder schalte sie zumindest stumm.
  2. Wenn Du privat auf den Plattformen unterwegs bist, dann stell Dein Profil auf „privat“. So dürfen nur von Dir bestimmte Personen Deine Beiträge sehen.
  3. Deaktiviere die Benachrichtigungen – auch für Messenger-Apps. Ab sofort bestimmst Du, wann Du neue Informationen aufnehmen möchtest.
  4. Stell Dir Limits für Social-Media-Apps ein.
  5. Lass Dein Handy z. B. bei Tagesausflügen im Urlaub zu Hause. Versuche, Momente zu genießen – ohne, dass irgendjemand davon etwas mitbekommt.
Zwei Hände halten ein Smartphone durch das der Hintergrund klar zu erkennen ist. Die Umgebung um das Smartphone ist unscharf.

Der eigene Wert

Am Ende des Tages sind wir alle gut damit beraten, sich so viel wie möglich auf das eigene Leben zu konzentrieren. Wenn wir Ziele und Träume haben, dann werden wir uns diese nicht durch das ständige Vergleichen mit anderen erfüllen können. Den eigenen Wert durch die Anerkennung von anderen abhängig zu machen, ist dabei ebenso wenig hilfreich. Wir sollten vielmehr versuchen, uns durch eigene kleine Erfolgserlebnisse, welche uns unseren Zielen näherbringen, zu motivieren und aus ihnen Kraft zu schöpfen. So bestimmen wir den eigenen Selbstwert durch Handlungen, die ausschließlich von uns beeinflusst werden können. Je mehr wir mit uns zufrieden sind, desto glücklicher werden wir auch langfristig sein.

Über den Gastautor:

„Ich bin Marcus, 23 Jahre alt und ich studiere Business Consulting & Digital Management im Master. Ich interessiere mich vor allem für Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Organisation und das bewusste digitale Leben. Dabei geht es besonders um den bewussten Umgang mit dem eigenen Smartphone, den sozialen und anderen digitalen Medien. Folge mir gern auf Instagram, TikTok und YouTube.“