Über die Folgen von Mobbing, die über die akute Mobbingsituation hinausgehen, wird zum Glück schon seit einigen Jahren gesprochen. In einem anderen Blogartikel haben wir uns bereits mit den Folgen von Mobbing für die psychische Gesundheit befasst, die häufig noch lange nach der Mobbingsituation bestehen können. Dazu gehören Ängste, ein niedrigeres Selbstwertgefühl und bei mehr als der Hälfte der Betroffenen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Es ist also klar, dass eine Mobbingsituation selbst dann weiterwirken kann, wenn sie beendet ist. Ein Aspekt wird hierbei allerdings häufig etwas außer Acht gelassen: die Rede ist von den Folgen für die berufliche Zukunft der von Mobbing betroffenen Person. Uns ist daher wichtig, auch diese Spätfolgen aus Mobbingsituationen in den Fokus zu stellen.
Die Folgen einer Mobbingsituation für die schulischen Leistungen
Wir hören es von unseren Social Visionaries immer wieder: in einer Mobbingsituation leiden häufig die schulischen Leistungen. Das ist wenig überraschend, denn wer nicht gerne zur Schule geht, lernt auch nicht gut.
Wenn eine Mobbingsituation beendet wurde, können die schulischen Leistung wieder zu ihrem vorherigen Stand zurückfinden. Sie können aber auch dauerhaft schlechter als vor der Mobbingsituation bleiben. Das hat verschiedene Gründe.
Wenn die Mobbingsituation längere Zeit angehalten hat, ist es möglich, dass Defizite entstanden sind, die sich nur mit sehr viel Mühe wieder aufholen lassen. Da der Lehrstoff in vielen Fächern auf bereits Erlerntem aufbaut, kann es selbst mit Nachhilfe sehr schwierig werden, aufzuholen. Auf Lücken kann man nicht aufbauen.
Ein anderer Grund dafür, dass die schulischen Leistungen auch nach Beendigung einer Mobbingsituation auf einem niedrigeren Niveau bleiben als vorher, kann sein, dass der oder die betroffene Schüler:in die Schule nun mit etwas schlechtem verbindet. Es kann zu einer Verweigerungshaltung gegenüber der Schule kommen und es wird nur noch das absolute Minimum gemacht. Wichtig ist, dass das normalerweise nicht mit Absicht geschieht; vielleicht ist der oder dem Betroffenen gar nicht einmal bewusst, wieso die eigenen Leistungen schlechter geworden sind.
Die Folgen nachlassender schulischer Leistungen
In unserer Leistungsgesellschaft sind gute Schulnoten wichtig, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Für die Ausbildungsplatzsuche ist ein gutes Zeugnis unerlässlich, denn Arbeitgeber legen nach wie vor großen Wert auf gute Noten. Sie werden als Ausweis von Leistungsvermögen und Einsatzwillen verstanden.
Universitäten erhalten für viele Studiengänge mehr Bewerbungen als sie Studienplätze zur Verfügung haben. Um zu entscheiden, wer zum Studium zugelassen wird, ziehen die Universitäten meist die Durchschnittsnote des Abschlusszeugnisses heran.
Wer in der Schule nicht die Leistung bringen konnte, zu der er oder sie eigentlich imstande gewesen wäre, hat nicht die gleichen Chancen wie andere. Er oder sie muss sich mit schlechteren Noten als notwendig oder im schlimmsten Fall sogar ganz ohne Schulabschluss bewerben. Weil Universitäten und Arbeitgeber leider nicht sehen können, was im Einzelfall der Grund für schlechtere schulische Leistungen war, bleiben die Noten das einzige Kriterium. Die Folgen: die Einladung zum Vorstellungsgespräch bleibt aus, der Studienplatz wird an eine:n andere:n Bewerber:in vergeben.
Manchmal ist jedoch auch eine Wiederholung des Schuljahres nötig, sodass Wissenslücken geschlossen werden und der Notenschnitt wieder verbessert werden kann. Allerdings können auch durch eine ausbleibende Versetzung Schwierigkeiten entstehen. Einerseits hat das Wiederholen eines Schuljahres einen negativen Effekt auf das Selbstwertgefühl, andererseits entstehen dadurch auch greifbare wirtschaftliche Folgen.
Wirtschaftliche Folgen
Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) weist auf verschiedene finanzielle Folgen des Sitzenbleibens hin. Durch das Wiederholen eines Schuljahres findet ein späterer Eintritt in das Berufsleben statt, als eigentlich der Fall gewesen wäre. Das, hebt die BpB hervor, bedeutet auch eine um ein Jahr verkürzte Lebensarbeitszeit – dementsprechend sinkt das Lebenseinkommen. Und auch für die Schule entstehen durch die Wiederholung zusätzliche Kosten.
Die individuellen Folgen des Sitzenbleibens lassen sich auch auf die Betroffenen übertragen, deren Schulnoten es schwierig machen, einen Ausbildungs- beziehungsweise Studienplatz zu finden. Statt ihre Zukunft frei gestalten zu können und einem Wunschberuf nachzugehen, sind diese Schüler:innen oftmals frustriert auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz, bei dem schlechtere Schulnoten keine Rolle spielen.
Mobbing muss ernstgenommen werden
Mobbing kann die schulischen Leistungen beeinträchtigen und damit stark auf die beruflichen Perspektiven der Betroffenen einwirken. Doch nicht nur das: auch wirtschaftlich kann Mobbing Auswirkungen haben, die häufig nicht gesehen oder ernst genommen werden.
Sowohl die schlechteren beruflichen Perspektiven als auch die wirtschaftlichen Konsequenzen hängen dabei direkt mit einer Mobbingsituation zusammen, zeigen sich aber manchmal erst Jahre später. Darum wird ein Zusammenhang häufig übersehen.
Personen in Mobbingsituationen, können von dieser auch noch lange nach ihrem Ende betroffen sein – im schlimmsten Fall ein Leben lang. Ein frühes und nachhaltiges Handeln ist daher wichtig, sobald eine solche Situation erkannt wurde.
Bist Du von Mobbing betroffen oder kennst eine betroffene Person in deinem Umfeld? Dann sprich uns an, wir sind für dich da!
Hilfe bei MobbingVon Simon