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Statistiken zeigen: Besseres Wohlbefinden von Schüler:innen durch die Social Visionaries von Zeichen gegen Mobbing e. V.


„Unser Verein wird aktuell buchstäblich mit Anfragen aus ganz Deutschland überrannt“, teilt Marek Fink, Geschäftsführer und Social Visionary von Zeichen gegen Mobbing e. V., den Zuhörenden mit bei der ersten Pressekonferenz in der Vereinsgeschichte. Denn der Wunsch, stärker und intensiver über Mobbing aufzuklären und Betroffenen zu helfen, wächst – vor allem mit Blick auf die derzeitige Gewaltsituation an deutschen Schulen. Gemeinsam mit Pressereferentin Julia Gogolok will er Einblick geben in die Ergebnisse einer mehrjährigen, vereinseigenen Umfrage an verschiedenen Schulen Deutschlands. Denn in Zusammenarbeit mit weiteren Social Visionaries der Initiative sind rund 1.000 Schüler:innen auf bundesweiter Ebene befragt worden, welche sozialen Schwierigkeiten bezüglich des Miteinanders ihren Schulalltag maßgeblich beeinflussen oder gar verschlechtern.

Auswertung der Ergebnisse des Schuljahres 2021/22

Aus ganz Deutschland haben Lernende an Schulen, die Präventionsprojekte in ihren Klassen mit Hilfe von Zeichen gegen Mobbing e. V. umsetzen, mittels eines anonymen digitalen Fragebogens an der Umfrage teilgenommen.

„Streit gehört dazu. Grundsätzlich ist er etwas Normales, er kann sogar helfen, Sozialkompetenzen zu fördern“, klärt die Pressesprecherin auf. Es kommt besonders darauf an, wie dieser verläuft und wie er sich lösen lässt. Über 60 % der Befragten geben an, dass es häufig zu Auseinandersetzungen in ihren Klassen kommt. Rund 15 % der Schüler:innen sagen zusätzlich aus, dass sie sich selten sicher in der Schule fühlen. Mehr als ein Viertel der Teilnehmenden leidet unter mangelndem Wohlbefinden innerhalb der Klasse. Diese Ergebnisse lassen sich auf die Zunahme der Streitsituationen zurückführen, welche rund die Hälfte der Befragten nicht ohne Hilfe der Eltern lösen kann. Oftmals kommt es auch zu Gewalt unter den Beteiligten, die sich am häufigsten durch Beleidigungen oder Beschimpfungen äußert. Für ein Viertel der Lernenden dominieren jene Gewaltformen ihren Schulalltag, da sie mindestens einmal pro Woche von ihnen betroffen sind. In 50 % der Fälle hält dieser Zustand bereits seit sechs Monaten an.

Die Social Visionaries des Vereins stellen ebenfalls fest, dass viele Betroffenen keine Möglichkeit sehen, ihre Situation alleine verändern oder gar verbessern zu können. Zwei Drittel der von Gewalt betroffenen Schüler:innen wünschen sich, dass sich die Situation in ihrer Klasse positiv entwickelt und Veränderungen sichtbar werden. Dieser Wunsch ist durchaus nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass 84 % der gewaltsamen Übergriffe innerhalb der eigenen Schule stattfinden. Aufgrund der rasanten Zunahme der sozialen Medien, die heutzutage den Alltag vieler Kinder und Jugendlichen bestimmen, erfährt ein Fünftel der Schüler:innen Gewalt ebenfalls auf digitaler Ebene. Umso erfreulicher ist es, dass sich immerhin 61 Prozent der Betroffenen Hilfe holen, wenn sie Hilfe brauchen. Die häufigste Anlaufstelle für Lernende, die Gewalt erfahren, ist die eigene Familie. Zudem sucht knapp die Hälfte der Schüler:innen Rat bei Klassenlehrkräften. In diesem Zuge merken die Social Visionaries des Vereins an, dass nur 7% der Teilnehmenden der Umfrage Hilfe bei Schulsozialarbeiter:innen sucht.

Vergleich der diesjährigen Ergebnisse mit den Auswertungen aus dem Jahr 2019

Aufschlussreich ist insbesondere ein Vergleich der Daten aller fünften Klassen aus dem Kalenderjahr 2019 mit dem Schuljahr 2021/2022 – also Daten von vor der Corona-Pandemie mit Daten nach Homeschooling und Lockdown. Erkennbar ist ein deutlicher Anstieg der von Gewalt betroffenen Schüler:innen: Die Anzahl der Fünftklässler:innen, die unter Beschimpfungen und Beleidigungen leiden, steigt von 69 % auf 80 %. Zudem hat im Jahr 2019 nur die Hälfte aller Lernenden dieser Jahrgangsstufe mit Auslachen und Nachäffen zu kämpfen gehabt, heutzutage steigt die Zahl auf 58 %. Darüber hinaus fühlt sich mittlerweile rund 20 % der Teilnehmenden in der eigenen Schule bedroht, vor drei Jahren lag dieser Wert noch bei lediglich 12%. Des Weiteren stellen die Social Visionaries fest, dass Betroffene immer häufiger unter körperlichen Angriffen leiden, denn auch diesbezüglich steigt die Anzahl um 5 %. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Ergebnisse der Umfrage aus dem Jahr 2019 einen harmonischeren Umgang unter den Schüler:innen vermuten lassen. Denn im vergangenen Schuljahr 2021/22 geben über ein Viertel der befragten Fünftklässler:innen an, mindestens einmal pro Woche Gewalt auf verschiedene Weise zu erfahren, wohingegen vor der Pandemie nur knapp ein Fünftel der Befragten davon betroffen war.

Neben dem Anstieg der Gewalt an Schulen ist auch erkennbar, dass die Gewaltsituationen gegen betroffene Schüler:innen länger anhalten. Im Jahr 2019 ist über ein Viertel der Teilnehmenden seit über sechs Monaten von Mobbing und Gewalt betroffen. Seit 2021 steigt die Anzahl stetig an, sodass mittlerweile über 40 % der Lernenden seit einem halben Jahr unter sozialer Ausgrenzung jeglicher Art leiden.

Veränderungen während der Durchführung der Projekte von Zeichen gegen Mobbing e. V.

Mit Blick auf das Projekt können die Social Visionaries von einem Viertel der Schüler:innen die Daten von vor den Präventionsworkshops mit den Daten zehn Wochen nach den Workshops vergleichen. Viele Lernende haben durch das Wirken des Vereins ein besseres Verständnis dafür bekommen, wie sich Streit definieren und somit erkennen lässt. Außerdem haben Teilnehmende in den Workshops Grundlagen erhalten, ihre Auseinandersetzungen selbstständig zu lösen. Deshalb geben rund 55 % der Befragten an, dass es nur noch selten zu Streit innerhalb der Gruppe kommt, wohingegen im Jahr 2019 nur 34 % dies ausgesagt haben. In der Häufigkeit der einzelnen Gewaltformen gibt es keine eindeutigen Unterschiede. Allerdings geben nach dem Projekt 57 % statt vor dem Projekt 45 % der Schüler:innen an, nie von Gewalt betroffen zu sein. Positiv wirkt sich das Projekt auch auf das Verständnis zum Umgang mit ihrer Situation jener Schüler:innen aus, die mindestens einmal pro Woche von Gewalt betroffen sind. 45 % dieser Schüler:innen sind seit mehr als 6 Monaten von Gewalt betroffen. Statt 65 % glauben nur noch 55 %, ihre Situation allein beenden zu können. Diese positiven Tendenzen zeigen sich auch bei der Suche nach Hilfe. Durch den Einsatz fragen 14% der Befragten bei Schulsozialarbeiter:innen um Rat. Zudem holen sich knapp drei Viertel der Lernenden Unterstützung innerhalb der eigenen Familie.
Mit großer Freude ist ebenfalls festzustellen, dass das Handeln des Vereins dazu beigetragen hat, dass die Anzahl der Schüler:innen, die gerne zur Schule gehen, von 60 % auf 73 % gestiegen ist.

Welche gesellschaftlichen Änderungen sind notwendig, um noch mehr Betroffenen zu helfen?

Als Schlussfolgerung aus den Umfrageergebnissen zieht der Verein, dass sich innerhalb der deutschen Bildungsgesellschaft etwas ändern muss.

I. Kinder und Jugendliche müssen in der Schule lernen, auf Konflikte und Auseinandersetzungen selbstständig zu reagieren, um diese so möglichst effizient lösen zu können. Dies stellt eine essenzielle soziale Kompetenz dar, um die mentale Gesundheit der Lernenden zu stärken und einen besseren schulischen Lernerfolg zu garantieren.
II. Der gesellschaftliche Blick auf die Schule als ausschließlicher Ort des Lernens muss sich ändern. Bildungseinrichtungen dienen der Sozialisation ihrer Schüler:innen und haben somit nicht nur Einfluss auf ihren Lernerfolg, sondern auch auf ihre Lebensqualität. Deshalb ist ein gutes Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen innerhalb der Schule von enormer Wichtigkeit.
III. Zudem ist es dringend, auch das Schulpersonal in ihren Handlungskompetenzen zu stärken. Eine maßgebliche Änderung wäre deshalb, dass sich angehende Lehrkräfte auch innerhalb ihrer Ausbildung mit dem Thema Mobbing auseinandersetzen und Lösungsstrategien entwickeln.
IV. Grundlage dafür sollte eine bessere finanzielle Ausstattung der Bildungseinrichtungen sein. Nur so können die Verantwortlichen bedarfsorientiert ihre internen Ressourcen durch externe Angebote ergänzen.

„Wir können aber nur einen Bruchteil bedienen“, merkt Fink an. Die gesellschaftliche Umsetzung der Forderungen ist deshalb von hoher Relevanz, um das Miteinander unter den Lernenden noch effizienter zu stärken und zu festigen. Die Social Visionaries werden auch in diesem Schuljahr 2022/23 wieder Seminare auf bundesweiter Ebene durchführen, um das Bewusstsein für Mobbing noch mehr zu stärken und betroffenen Kindern und Jugendlichen Perspektiven zu bieten.

Pressemitteilung zum Download:

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Über Zeichen gegen Mobbing e. V.

Zeichen gegen Mobbing e. V. hat seinen Sitz im niedersächsischen Gronau (Leine). Die Mission des Vereins ist es, in Präventionsprojekten gemeinsam mit Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften an konkreten Lösungen für ein besseres Miteinander zu arbeiten. Durch Hilfsangebote von Ehrenamtlichen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren soll zudem erreicht werden, dass sich mehr betroffene Schüler:innen wirksame Unterstützung suchen und ihre Schulzeit ohne Mobbing und Cybermobbing verbringen können.

Mehr Informationen über die Arbeit des Vereins gibt es unter www.zeichen-gegen-mobbing.de.  

Dana Hansel

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