Einige Universitäten in Deutschland fördern ein fachlich passendes Ehrenamt mittels Anerkennung durch Creditpoints. Wir haben eine davon profitierende Studentin nach ihrem Ehrenamt bei uns und nach ihrer Motivation gefragt. Sollte dieses Motivationsangebot der Universitäten ausgebaut werden?
Creditpoints als mögliche Motivation
Im Jahr 2021 gab es in Deutschland ca. 16 Millionen Ehrenamtliche. Ehrenamt bereichert unsere ganze Gesellschaft und ist ein großer Teil des Gemeinwohls. Viele führen ein Ehrenamt aus genau diesem Grund durch. Und natürlich soll ein Ehrenamt auch Spaß machen. Trotzdem entscheiden sich besonders Studierende häufig gegen eine ehrenamtliche Tätigkeit, da die mangelnde Zeit neben dem Studium diese als wenig attraktiv erscheinen lässt. Einige Universitäten möchten ehrenamtliches Engagement fördern. Sie vergeben dafür Creditpoints als Motivation.
Wir haben eine Studentin befragt, die sich ehrenamtlich bei uns engagiert. Ihren Einsatz als Social Visionary belohnt die Georg-August-Universität Göttingen mit sogenannten ECTS-Creditpoints. Überwiegen für sie so die Vorteile oder ist die mangelnde Zeit durch das Lehramt-Masterstudium ein Problem?
Ehrenamt neben dem Studium?
Vollzeitstudentin Greta ist seit Dezember 2021 in einer Leitungsposition bei uns. Hierfür übernimmt sie die Koordination unserer Social Visionaries. Laut ihren Aussagen beträgt der zeitliche Aufwand circa 6 Stunden die Woche, wobei es auch oft 10 Stunden werden können. Ohne Leitungsposition sollte man als Social Visionary bei uns allerdings nur 3 bis 4 Stunden pro Woche einplanen. Trotz des zeitlichen Aspekts merke sie, dass die Arbeit im Ehrenamt dem alltäglichen Stress sehr gut entgegenwirke. „Mir macht die Arbeit total Spaß und ich sehe einen klaren Sinn darin. Dieser Sinn und die Selbstwirksamkeit, die ich dort erfahre, überwiegen klar den stressigen Teil.“, sagt Greta. Obwohl ihre Position als Leitung zeitliche Organisation erfordert, ist das aktive Ehrenamt ihrer Meinung nach gut neben dem Studium zu bewältigen.
Spaß, Selbstwirksamkeit und fachliche Erfahrungen
Greta ist in der glücklichen Position, dass ihr Ehrenamt im Studium angerechnet wird. Dafür erhält sie Credits in einem Bereich des Studiums, der sehr frei an der Universität in Göttingen gewählt werden kann. Nicht an allen Universitäten ist dies möglich.
Neben der Anerkennung durch das Studium ist die Motivation von Studierenden meist sowohl beruflich als auch privat geprägt. „Ich habe den Eindruck mit der Arbeit wirklich etwas bewirken zu können und die Erfolge direkt zu sehen“, erzählt sie. In theoretisch angelegten Studiengängen fehlt oft das praxisnahe Arbeiten. Wertschätzung zu erhalten und Erfolge zu feiern ist aber wichtig für viele Studiengänge – auch für Gretas späteren Beruf als Lehrkraft. Viele Vorteile eines Ehrenamts im Studium entstehen demnach durch die fachliche Verknüpfung. Wir wollen das Angebot unseres Ehrenamts also gezielt an Studierende richten!
Das Ehrenamt sollte zum Studienfach passen
Auch aus der Sicht der Universitäten ist ehrenamtliches Engagement toll und ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Die Dozentin der oben befragten Studentin vertritt den Standpunkt, dass ehrenamtliches Engagement viel zu wenig anerkannt werde. Gerade für Studierende sozialer Berufe ist es eine ausgezeichnete Möglichkeit sich ehrenamtlich zu engagieren. Aber auch bei anderen Berufszweigen kann ein Ehrenamt hilfreich sein, denn hinter den Kulissen werden die verschiedensten Fachkenntnisse benötigt. Manchmal entstehen aus einem Ehrenamt sogar Kooperationen und berufliche Chancen.
Da die Göttinger Dozentin die berufliche Möglichkeit habe, ehrenamtliche Arbeit anzuerkennen, mache sie das sehr gerne. Eine Voraussetzung bleibt jedoch bestehen: das Ehrenamt muss zum Studienfach passen. „Ich denke, dass es sehr viel bringt, wenn es zum Studieninhalt passt“, betont sie.
Zukunftsperspektive: Deutschlandweite Anerkennung von Ehrenämtern im Studium
Bisher ist es nicht an allen Universitäten Deutschlands möglich, ein Ehrenamt anerkennen zu lassen. Wer sich dafür interessiert, sollte diese Möglichkeit bei der jeweiligen Universität nachlesen oder erfragen.
Für uns gilt als Fazit: Neben den beeindruckenden Vorteilen eines Ehrenamts ist diese Motivation durch die Universitäten großartig! Bisher ist dies nur eine Zukunftsperspektive – doch diese Strategie können wir für zukünftige Hochschulkooperationen nutzen. Für uns und für die Studierenden wäre es überwältigend, wenn ein Ehrenamt deutschlandweit von den Universitäten anerkannt würde. Wir sind dankbar für alle bisherigen Mitglieder und freuen uns über weitere Zeichensetzende, die über diesen Weg zu uns finden werden!